Noyon-Austausch vom 21. – 26. Mai 2023

Sonntag, den 21.05.
Nachdem wir uns von unseren Familien verabschiedet hatten, nahmen wir am Sonntagmorgen den Zug um 8:15 Uhr nach Stuttgart, um dort in den TGV zu steigen. Dreieinhalb Stunden dauerte die Fahrt nach Paris, während der wir uns die Zeit mit Lesen, Musikhören und natürlich mit viel Reden verbrachten. Je näher wir unserem Ziel kamen, desto mehr konnte man uns die Aufregung anmerken. Am Gare de l’Est zückten alle ihr Handy, um die ersten Paris-Eindrücke festzuhalten. Der Busfahrer, der uns in zwei Stunden durch den Stau nach Noyon brachte, drehte eine Extrarunde für uns durch die Innenstadt, so dass wir z. B. die Oper zu Gesicht bekamen. In Noyon stiegen wir voller Vorfreude auf die kommenden fünf Tage aus dem Bus und wurden von unseren Gastfamilien begrüßt.
Montag, den 22.05.
Der Tag begann wie in Deutschland mit Unterricht, doch dieser ist ganz anders als der Unterricht in Deutschland. Es gibt Zäune um die Schule, welche die Schülerinnen und Schüler vor Attentaten schützen sollen. Außerdem beruht das Bildungssystem auf dem Prinzip des Laizismus. Dies bedeutet, dass die Schüler unter anderem keinen Religionsunterricht haben. Nach drei Unterrichtsstunden gab es einen Empfang im Rathaus von Noyon, bei dem die deutschen Schüler und Lehrer herzlich begrüßt wurden. Anschließend begleiteten die deutschen Schüler ihre Austauschpartner zum Nachmittagsunterricht. Nach einem anstrengenden ersten Schultag verbrachten die deutsche Schüler Zeit mit ihren „corres“ (Austauschpartnern) und deren Familien. Während die einen Armbänder knüpften, gingen die anderen ins Kino. Im Allgemeinem kann man sagen, dass dies ein sehr gelungener erster Tag war.
Dienstag, den 23.05.
Nachdem wir am Morgen noch im Unterricht waren, wurden wir um 9:00 Uhr vom Bus abgeholt. In Amiens angekommen, hatten wir noch Zeit für einen kurzen Stadtrundgang, bevor die Führung in der Kathedrale begann. Eine Gruppe bekam die Führung auf Französisch, die andere auf Deutsch. Wir erfuhren spannende Dinge, wie zum Beispiel, wann die Kathedrale erbaut wurde, und wie hoch sie ist. Außerdem schauten wir uns viele Bilder an und überlegten, was sie darstellen und was sie zu bedeuten haben. Im Anschluss aßen wir unser Picknick und hatten dann noch eine Stunde Zeit, um in der Stadt shoppen zu gehen. Gegen 15 Uhr begann unsere Bootsfahrt durch die Hortillonnages. Das sind Wassergärten, die nur mit dem Boot zugänglich sind. Im Anschluss ging es zurück nach Noyon.
Mittwoch, 24.05.
Am dritten Schultag in Frankreich hatten wir alle Unterricht nach dem Plan unseres jeweiligen corres. Traditionell haben französische Schüler mittwochs nur vormittags Unterricht, weshalb am Nachmittag Zeit für private Aktivitäten blieb. So luden insgesamt sieben französische Schüler ihre jeweiligen Austauschpartner zum Bowlen ein. Andere verbrachten wertvolle Zeit mit ihren Austauschpartnern und deren Familien. Andere besuchten das Schloss Napoléon, das Château de Compiègne, das Château de Pierrefonds oder den Parc Astérix.
Donnerstag, 25.05.
Vormittags besuchten wir zunächst die erste Unterrichtsstunde, bevor wir ohne unsere französischen corres eine Stadtrallye machten. Dabei lernten wir die bekanntesten und wichtigsten Orte Noyons kennen, unter anderem das Geburtshaus von Jean Calvin, und hatten großen Spaß. Nach dem Ende der Rally gingen wir zurück zu unseren corres an die jeweilige Schule, wo wir zu Mittag aßen, bevor wir den Nachmittagsunterricht besuchten, der je nach Schule teilweise bis 18:00 Uhr dauerte. Abends blieb erneut Zeit für freie Gestaltung, in der viel von uns mit den Austauschfamilien Zeit verbrachten und gemeinsam aßen.
Freitag, 26.05.
Alle waren etwas traurig, als wir am letzten Tag unseres Austausches mit vollgepackten Koffern auf den Bus warteten. Nachdem wir die letzten Umarmungen mit den Gastfamilien ausgetauscht hatten, stiegen wir in den Bus ein.
Gegen Ende unserer Busfahrt, die ca. zweieinhalb Stunden dauerte, fuhren wir an vielen bekannten Pariser Sehenswürdigkeiten vorbei, wie beispielsweise dem Sacré Coeur und dem Eiffelturm, den wir später noch genauer besichtigen würden.
Unser erster Stopp war die Bootsfahrt auf der Seine um 11Uhr 30, genannt bateau mouche. Auf dem Boot hatten wir nicht nur die Möglichkeit, viele bekannte Sehenswürdigkeiten entlang der Seine zu bewundern, sondern konnten auch die Unterschiede zwischen modernen und alten Teilen Paris‘ entdecken. Als wir wieder anlegten, konnte man an den Gesichtern Fröhlichkeit und Faszination ablesen. Der Tag war schwül, aber trotzdem genossen wir alle jeden einzelnen Moment und sogen die neuen Erfahrungen in uns auf. Anschließend schlängelten wir uns durch die vollen Gassen zum Eiffelturm, in welchen uns viele Souvenirs angeboten wurden. Doch bevor wir uns auf den Eiffelturm wagen durften, mussten wir die diversen Sicherheitskontrollen durchlaufen. Alle elektrischen Geräte mussten in Schachteln abgelegt werden, während wir nacheinander durch Metalldetektoren hindurchgehen mussten. Nun war der Moment gekommen und der Eiffelturm stand in seiner vollen Größe vor uns. Aber noch immer hieß es nicht: Los geht’s, nach oben! Nach einer zweiten Sicherheitskontrolle mussten wir genau 364 Stufen überwinden, bis wir die erste Etage erreichten. Von dort genossen wir einen phänomenalen Blick über ganz Paris, bis hin zum Sacré Coeur. Nach nur 20 Minuten voller wunderschöner Ausblicke und wahr gewordener Träume, mussten wir die Rückreise antreten.
Netterweise nahm der Busfahrer nochmals den Weg mitten durch Paris, sodass wir weitere Sehenswürdigkeiten wie den Triumphbogen und die Champs-Élysées aus dem Bus heraus bewundern konnten. Als der Bus schließlich vor dem Bahnhof Gare de l’Est hielt, war ganz plötzlich die Zeit gekommen, Abschied zu nehmen. Im engen Bus wurden letzte Umarmungen und Wiedersehensbeteuerungen ausgetauscht. Kurz darauf standen wir alle schwer beladen vor dem Bus, der unsere corres zurück nach Noyon bringen würde, und winkten ein letztes Mal, bevor es im Eilschritt auf das Bahnhofsgebäude zuging. Dort wurden in Windeseile Croissants, Baguettes und Pain-au-Chocolats als Mitbringsel erworben und dann ging es auch schon auf den Bahnsteig.
Als um kurz nach acht ein Zug in den Metzinger Bahnhof einfuhr, brachte er glückliche, aber erschöpfte Schülerinnen und Lehrerinnen mit sich, die sofort von ihren Familien in Empfang genommen wurden.
So endete diese erlebnisreiche Woche in Noyon. Wir alle hatten viele neue Erfahrungen gemacht, waren aber auch froh, wieder zu Hause zu sein.

