Noyon 2024
Auch in diesem Schuljahr feiern wir noch unser Jubiläum: Seit mehr als 50 Jahren gibt es jetzt schon den Schüleraustausch zwischen Noyon und Metzingen. In diesem Jahr fand er wieder statt und es gibt einiges davon zu erzählen, was wir Schüler unternommen und erlebt haben.
Los ging es am Donnerstag, den 11. April. Schon morgens um 5.40 Uhr trafen wir uns, 23 Schüler/innen und 2 Lehrerinnen, in Metzingen am Bahnhof und nahmen den Zug nach Stuttgart. Dort stiegen wir dann in den TGV um und fuhren nach Paris. Nach knapp drei Stunden Fahrt war die Aufregung groß, als wir endlich am Ziel ankamen.
Am Bahnhof wurden wir gleich von unseren corres (correspondants - Austauschschülern) in Empfang genommen. Nachdem unser Gepäck im Bus verstaut war, ging es in Richtung Stadtmitte. Während der Busfahrt konnten wir schon einen Blick auf den Eiffelturm und viele historische Gebäude erhaschen. Mit einem der Bateaux Moches fuhren wir auf der Seine und sahen die Sehenswürdigkeiten aus nächster Nähe. Anschließend kam eins unserer absoluten Highlights: das Besteigen des Eiffelturms. Nach einigen Sicherheitskontrollen durften wir uns endlich auf den Weg nach oben machen. Natürlich wurden, oben angekommen, gleich alle Handys aus den Taschen geholt, um die grandiose Aussicht festzuhalten. Nach einer kurzen Verzögerung, aufgrund einer kleinen Buspanne, fuhren wir weiter nach Noyon. Sehr herzlich wurden wir dort von unseren Gastfamilien begrüßt.
Am Freitag ging es um 8 Uhr für alle am Collège Louis-Pasteur los, wo wir mit einem Frühstück und einigen Liedern des Chors willkommen geheißen wurden. Für eine Schulstunde lang ging es dann in den Unterricht unserer französischen Austauschpartner. Anschließend machten wir deutschen Schüler eine Stadtrallye, die von den französischen Schülern konzipiert worden war. Wir erkundeten die malerische Stadt, lösten die Rätsel und knobelten, welches der richtige Code für unser Schloss, das eine kleine Kiste verschloss, war. Danach trafen wir uns alle im Chevalet (Theater in Noyon), wo wir nochmals in offizieller Form vom Bürgermeister begrüßt wurden. Auch wurden einige Reden in Bezug auf das 50jährige Jubiläum des Austausches und der langen und wichtigen Freundschaft zwischen Metzingen und Noyon gehalten. Abends trafen sich manche noch im Stadtpark, andere waren gleich mit ihren Familien nach Hause gefahren, um den Abend bei den Gastfamilien zu verbringen.
Das Wochenende verbrachten wir in den Familien. Unsere französischen Gastgeber hatten sich viele Gedanken über das Programm gemacht und sie ließen sich für uns viele schöne Dinge einfallen. Einige schlossen sich mit anderen zusammen, um gemeinsam das Wochenende zu verbringen. Manche gingen Bowling spielen, andere besuchten Museen, Sehenswürdigkeiten in der Nähe oder fuhren sogar nochmal nach Paris, um den Eiffelturm bei Nacht glitzern zu sehen.
Am Montag ging es dann direkt weiter mit neuen Eindrücken, denn wir gingen mit unseren corres das erste Mal zur Schule. Das Schulsystem in Frankreich unterscheidet sich sehr von unserem in Deutschland, daher war es für die meisten eine ganz neue Erfahrung, den französischen Alltag kennenzulernen.
Dienstags ging es wieder morgens mit dem Bus los, diesmal in die schöne Stadt Reims und zur dortigen Biscuiterie Fossier. Während unserer Führung durch die Produktionshallen durften wir bei der Herstellung der Kekse zuschauen. Uns wurde viel über die Zubereitung und die lange Vorgeschichte der Biscuiterie, die bis ins Barock zurückreicht, erzählt. Selbstverständlich gab es eine Kostprobe für alle. Die Kekse waren sehr lecker. Im Anschluss kauften wir uns noch Mitbringsel und Geschenke für unsere Eltern und Geschwister.
Nach der Besichtigung der Biscuiterie fuhren wir mit dem Bus ins Zentrum von Reims. Dort steht die Notre-Dame de Reims, die wir besichtigten. Die Kathedrale sieht mit ihren zwei Haupttürmen, den vielen Statuen und Figuren an der Fassade, der Kathedrale in Paris sehr ähnlich. Wie uns unsere Führerin erzählte, ist die Kathedrale Notre-Dame in Reims ganze fünf Meter höher als die in Paris. Sie erzählte uns auch etwas über die wichtige Rolle der Notre-Dame de Reims als Symbolort der deutsch-französischen Freundschaft: Vor dem Hintergrund der Zerstörung im Ersten Weltkrieg war sie am 8. Juli 1962 Ort einer Messe, an der Staatspräsident Charles de Gaulle und Bundeskanzler Konrad Adenauer während eines Staatsbesuchs demonstrativ teilnahmen. Um dieses Treffen der Präsidenten zu verewigen, sind vor der Kathedrale Gedenktafeln eingelassen: Eine mit einer französischen und eine mit einer deutschen Version. Außerdem, erzählte uns die Führerin, wurden in der Notre Dame de Reims mehr als 30 Könige gekrönt.
Der Mittwoch war für uns alle das große Highlight. Wir fuhren um 8 Uhr los Richtung Meer an die Baie de Somme. Die Fahrt dauerte knapp 2 Stunden und wir freuten uns alle sehr, als wir den Atlantik sahen. Der Plan war nämlich, dass wir Strandsegeln würden. Beim Strandsegeln sitzt man in einer Art Kajak auf Rädern, das wie beim Surfen durch Windkraft von einem Segel angetrieben wird. Es hat total viel Spaß gemacht am Strand entlang über den Sand zu pesen und die Parcours zu fahren, die uns unsere Segellehrer aufgebaut hatten. Nach diesem Adrenalinkick waren wir alle etwas müde und nach einem Picknick am Strand und einem Zwischenstopp für einen Spaziergang durch St Valery ging es auch schon wieder zu unseren corres nach Hause.
Am Donnerstag waren wir wie am Montag bei unseren corres im Unterricht in der Schule. Und das teilweise bis 17 Uhr, da die Franzosen deutlich mehr und länger Unterricht haben als wir Deutsche.
Am Freitag, den 19.April, war diese großartige und mit neuen Erfahrungen geladene Woche auch schon vorbei. Morgens waren wir noch einmal abschließend im Unterricht mit unseren Austauschpartner, aber dann hieß es Abschied nehmen. Wir verabschiedeten uns ausgiebig von unseren Austauschpartnern, während auch ein paar Tränen flossen. Um circa 10:30 Uhr fuhren wir dann mit dem Zug nach Paris und von dort aus wieder mit dem TGV nach Stuttgart. Die Fahrt von Paris nach Stuttgart dauerte gute 3 Stunden. Am Stuttgarter Bahnhof war die Aufregung plötzlich groß, da wir nur 2 Minuten Zeit für den Umstieg in den ziemlich überfüllten Zug nach Metzingen hatten. Einige rannten voraus, blockierten die Tür und so schafften wir es doch noch rechtzeitig alle in den Zug. Schließlich kamen wir pünktlich um 18 Uhr in Metzingen an, wo uns unsere Eltern abholten.
Wir hatten uns alle sehr auf zu Hause gefreut, es war aber trotzdem schade, dass diese schöne Woche so schnell vorbei gegangen war. In Frankreich ist die Gruppe der deutschen Schüler als auch die große Gruppe, die französischen Teilnehmer miteingeschlossen, sehr zusammengewachsen. Wir hatten eine super spaßige und fantastische Zeit sowohl in Deutschland im Oktober 2023 als auch in Frankreich im April 2024. Die ein oder andere neue Freundschaft ist so über die Landesgrenzen hinweg entstand und wir lernten unser Partnerland Frankreich, das in so wichtigem Bezug zu Deutschland steht, kennen. Rückblickend war es eine tolle Erfahrung mit ihren Höhen und Tiefen, an der wir alle gewachsen sind.
Bericht von Lina H. und Lilou G.