Bericht zum deutsch-polnischen Schüleraustausch in Wroclaw (Breslau), Juni 2025
Seit 2017 verbindet das Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium eine Freundschaft mit dem Zespöl Szköl in Klobuck. Nachdem uns die polnischen Schülerinnen und Schüler im vergangenen Jahr in München besucht hatten, stand dieses Jahr der Gegenbesuch an: eine gemeinsame Schulwoche in Breslau.
Unsere Reise begann mit dem FlixBus. Komfortabel wie gewohnt: enge Sitze und fragwürdige Klimatisierung. Zwischendurch das fast rituelle Durchzählen, ein Moment kollektiver Spannung, ob wirklich alle da sind. In Breslau angekommen, wurden wir von Sonnenschein, einer offenen Stimmung sowie herzlichen Gastgebern empfangen. Schon bei der Kennenlernrunde zeigte sich, dass Sprachbarrieren überwindbar waren.
Ein anschließender Rundgang durch die Stadt verschaffte uns einen ersten Eindruck von den vielen Sehenswürdigkeiten Breslaus. Der Stadtspaziergang am Dienstag stand unter dem Motto „In den Fußstapfen von Dietrich Bonhoeffer“ und entpuppte sich als kleine Wanderung, wobei die Geschichte Breslaus und Bonhoeffers besonders lebendig wurde.
Dietrich Bonhoeffer, nach dem unsere Schule benannt ist, wurde 1906 in Breslau geboren und war einer der bedeutendsten Vertreter des kirchlichen und zivilen Widerstands gegen den Nationalsozialismus. Früh wandte er sich öffentlich gegen die Judenverfolgung und kritisierte die Anpassung der Kirche an das NS-Regime. Für Bonhoeffer war es nicht genug, nur den Opfern zu helfen; er forderte, dem „Rad selbst in die Speichen zu fallen“, also aktiv Widerstand zu leisten. Sein Einsatz für Gerechtigkeit und Menschlichkeit führte schließlich dazu, dass er selbst im Konzentrationslager Flossenbürg hingerichtet wurde. Bonhoeffers Leben und Wirken sind ein Mahnmal dafür, dass Zivilcourage und Mitgefühl im Angesicht von Unrecht unverzichtbar sind.
Die Gemeinschaft wuchs weiter zusammen, gerade beim Besuch im Escape Room oder auch beim Bowling am darauffolgenden Tag. Der Höhepunkt fand sich jedoch am deutsch-polnischen Abend am Donnerstag, an dem gespielt, gelacht und traditionelle Tänze getanzt wurden.
Doch die Woche hatte auch ihre ernsten Momente. Am Mittwoch besuchten wir das Konzentrationslager Auschwitz, einen Ort, der sich jeder Beschreibung entzieht. Zwischen Baracken, Gleisen und Stacheldraht wurde Geschichte greifbar, es war still, schwer und eindringlich.
„Man kann Auschwitz nicht nur besichtigen. Man muss sich hier mit Furcht fragen, wo liegen die Grenzen des Hasses?“, so Papst Johannes Paul II.
Diese Worte beschreiben genau, was viele von uns empfanden. Sie erinnern uns daran, dass Hass nicht plötzlich entsteht, sondern wächst, oft unbemerkt, im Alltag, in kleinen Gesten und in Worten. Was wir in Auschwitz gesehen haben, betrifft nicht nur die Vergangenheit. Es stellt uns die Frage, wie wir heute miteinander umgehen, auch in der Schule. Respekt, Mitgefühl und Wachsamkeit fangen im Kleinen an, und genau dort müssen sie auch gelebt werden.
Nach dem bewegenden Besuch in Auschwitz machten wir uns auf den Weg nach Krakau. Die Stimmung war zunächst noch bedrückt, doch nach einer informativen Stadttour konnten wir die schöne, lebendige Stadt genießen und den Abend auf dem großen Marktplatz ausklingen lassen.
Am Donnerstag begann der Tag mit einer Reflektionsrunde, ein Moment der Auseinandersetzung mit dem Erlebten. Danach standen verschiedene Museen auf dem Programm, darunter das HYDROPOLIS, ein modernes Museum rund um das Thema Wasser; von seiner Entstehung bis zur Technik der Wasseraufbereitung. Im Illusionsmuseum konnten wir optische Täuschungen und verblüffende Experimente selbst erleben. Bildung mit Aha-Effekt und gelegentlichem Staunen.
Der Freitag war geprägt von Abschiedsstimmung: Feedbackrunde, Gruppenfoto, Umarmungen. Die ursprünglich geplante ICE-Verbindung für die Heimreise verpassten wir knapp; ein passender Abschluss für eine Woche, in der wir gelernt haben, dass nicht immer alles nach Plan verlaufen muss, um gelungen zu sein.
Insgesamt war es ein sehr schöner und prägender Austausch, bei dem wir nicht nur neue Städte, sondern auch eine andere Kultur besser kennenlernen durften. Wir konnten neue Kontakte knüpfen, viele Erfahrungen sammeln und würden so eine Fahrt immer weiterempfehlen. Die Auseinandersetzung mit der Geschichte, insbesondere durch den Stadtspaziergang „In den Fußstapfen von Dietrich Bonhoeffer“ und den Besuch in Auschwitz hat uns gezeigt, wie wichtig es ist, für Menschlichkeit, Respekt und Verantwortung einzustehen.
Ein großes Dankeschön auch an unsere Lehrkräfte, Frau Imielowski und Frau Gold, für die tolle Organisation. Ohne Sie wäre diese unvergessliche Woche nicht möglich gewesen.
Ela W., Juli K., Jule I. und Marlene O.
Unsere Reise wurde großzügig unterstützt von:


