April 2025: Die Brasilien-AG im franz.K
Am Samstag, dem 5.4.25 hatte die Brasilien-AG des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums die Ehre, auf großer Bühne im sozio-kulturellen Zentrum franz.K in Reutlingen unsere Partnerschaft mit dem Gonçalinhoprojekt in Brasilien vorzustellen. Den Rahmen dazu bot ein Konzert der lateinamerikanischen Band Grupo Sal, die seit ihrer Gründung 1982 auf brisante entwicklungs- und umweltpolitische Themen musikalisch-künstlerisch aufmerksam macht. Durch ihre Programme bezieht Grupo Sal Position für eine gerechte Welt, ein würdevolles Miteinander und ruft zu einer Begegnung der Völker und solidarischem Engagement auf. Zu Beginn des Abends konnten die 10 Schülerinnen und Schüler mit einem prominenten Akteur des Events sprechen, nämlich mit dem ecuadorianischen Ex-Minister und Präsidentschaftskandidat Alberto Acosta. Er war Teil der verfassungsgebenden Versammlung Ecuadors und spielte eine wichtige Rolle in der Verankerung des „ley de la naturaleza“ (Recht der Natur) in der ecuadorianischen Verfassung.
In einer sehr schönen Bühnen-Ansprache erzählten die Jugendlichen der Brasilien-AG dem Publikum von der 25 jährigen Geschichte unserer Brasilien-Partnerschaft und machten deutlich, in welcher Verbindung die Inhalte dieser Partnerschaft zu den Themen des Grupo-Sal-Konzerts stehen: Solidarisches Engagement, Begegnung von Welten und der Einsatz für die natürlichen Ressourcen, die gleichzeitig die Lebensgrundlagen der Menschen darstellen, so haben die Schüler und Schülerinnen die Ziele der Brasilien-AG wunderbar in den Kontext des Grupo Sal Programms „Pluriversum“ gestellt.

Entwicklungspolitisches Engagement mit Abenteuercharakter – Kurzbericht zum deutsch-brasilianischen Austausch 2025
Dreieinhalb Wochen lang waren im Februar 2025 die brasilianischen Austauschpartner der Brasilien-AG unserer Schule in Metzingen zu Besuch, begleitet vom Team Jörg Maisch, Niki Schröders, Katja Polnik. Die Hälfte der Gäste waren ehemalige „Gonçalinho“-Kinder, das heißt, sie haben ihre Kindheit im Partnerprojekt des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums, dem Gonçalinhoprojekt, verbracht und arbeiten inzwischen selber als Helfer bei der Betreuung der Kinder mit. Die jüngsten der brasilianischen Schüler waren 15 Jahre alt, die älteren, 18- bis 21-Jährigen kamen aus den sozialen Bewegungen für Umweltschutz, Agrarökologie und kleinbäuerlicher Landwirtschaft, die die anderen Standbeine unserer Partnerschaft bilden. Sie haben in Gastfamilien gewohnt und mit den deutschen Schülerinnen und Schülern zusammen sowohl im als auch außerhalb des Unterrichts ein spannendes entwicklungspolitisches Bildungsprogramm erlebt. Viele Lehrkräfte haben spezielle (von ehemaligen AG-Schülerinnen simultan übersetzte) Unterrichtsstunden konzipiert, die darauf ausgerichtet waren, passend zum jeweiligen Lehrplanthema die brasilianischen Jugendlichen zu Wort und damit die Perspektive des globalen Südens zur Sprache kommen zu lassen. Auf einem beeindruckenden Bilder- und Vortragsabend haben die Brasilianer von ihrem Engagement in den verschiedenen Gruppen erzählt und berichtet, was das Aufwachsen Gonçalinhoprojekt für sie bedeutet hat. Besonders bewegt war das Publikum von den Erzählungen der Jugendlichen, dass einige von ihnen mithilfe des Projekts, vor allem durch das Judo-Angebot auf Wettkampf-Niveau, den Ausstieg aus den allgegenwärtigen Jugendbanden geschafft haben. Während Freunde von ihnen schon im Gefängnis sitzen und manche sogar Opfer der Bandenkämpfe geworden sind, haben sich für sie die Möglichkeiten eröffnet, in landes- und bundesweiten Judo-Wettkämpfen Preise zu erringen, Selbstdisziplin und ein Respekt für das eigene Leben und das der anderen zu erlernen. Auch die Friseur-Ausbildung, die inzwischen im Projekt absolviert werden kann, wurde als eine sehr wertvolle Alternative zum Weg in die Kriminalität hervorgehoben, der für viele Biografien von jungen brasilianischen Männern typisch ist.
Bei der viertägigen Berlin-Exkursion war das Schwerpunktthema die Frage, wie man sich in Zeiten gesellschaftlicher Polarisierung für Demokratie einsetzen kann, ohne dabei die Achtung vor der Meinung Andersdenkender zu verlieren. Drei Tage verbrachten die 26 Jugendlichen beider Länder im Schnee auf einer Berghütte im Allgäu. Direkt vom Bahnhof Immenstadt wanderten sie, die Schneeschuhe am Rucksack befestigt, zunächst im Grünen den Berg hoch. 700 anstrengende Höhenmeter später erwiesen sich die Schneeschuhe dann als sehr hilfreich. Es war unglaublich, die Schnee-Euphorie in den Augen der Gäste aus Mato Grosso zu sehen, wo die Erderwärmung die sowieso schon ganzjährig heißen Temperaturen durch die Decke treibt. An den Abenden, nach Outdoor-Gruppenspielen zu Umweltthemen und Akrobatik im Schnee, beschäftigte sich die Gruppe mit den globalen Nachhaltigkeitszielen (den 17 Sustainable Development Goals/ SDGs), unter anderem im Form eines mehrsprachigen Poetry Slams. Die hier entstandenen Gedichte und Geschichten mit Natur-Bezug wurden in der Schule im Rahmen eines internationalen Fests mit Musik und Poesie präsentiert.
Ein weiteres Anliegen des Austauschs (das wir bei unserem Gegenbesuch in Brasilien genauso anstreben werden) war, das eindimensionale, klischeehafte Bild, das man in den Medien über ferne Länder vermittelt bekommt, durch das Erleben vielfältiger Perspektiven zu differenzieren. Dass es auch in Deutschland Obdachlosigkeit gibt; wie die soziale und ökologische Infrastruktur in unserem Land organisiert ist; wie das Zusammenleben mit Geflüchteten funktioniert und welche Schwierigkeiten es für die Ankommenden und für die Aufnahmegesellschaft bedeutet; vor welchen Herausforderungen Politiker und politisch engagierte Menschen zur Zeit stehen; all dies wurde in Exkursionen und Gesprächen mit verschiedenen Akteuren der Zivilgesellschaft erkundet.
In vier Monaten wird die Brasilien-AG zur Partnerbegegnung nach Cáceres reisen. Es steht noch einiges an sprachlicher und landeskundlicher Vorbereitung an, auch wenn die Fähigkeiten sich auf Portugiesisch und Englisch zu verständigen, im Laufe dieser dreieinhalb Wochen schon alle Erwartungen übertroffen hat. Um im Juli nicht mit leeren Händen anzukommen, sondern die Arbeit des Gonçalinhoprojekts auch ökonomisch unterstützen zu können, wird die AG sich beim Spendenflohmarkt am 29.März und beim Sommerkonzert am 17. Juli tatkräftig beteiligen. Alle erwirtschafteten Erlöse gehen in den Erhalt unserer Partnerschaft und sind Teil des entwicklungspolitischen Engagements der Schülerinnen und Schüler des DBG.
Katja Polnik
Brasilien-Projekt
Deutsch-brasilianischer Jugendaustausch und Projektpartnerschaft mit dem Gonzalinho-Kinderprojekt in Cáceres/Brasilien - eine Kooperation der St. Bonifatius-Gemeinde und des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums in Metzingen
Unter dem Stichwort "Brasilien-Projekt" umfasst die Kooperation zwischen Gemeinde und Schule vier Dinge:
- Einen Jugendaustausch zwischen Metzingen und Cáceres im Bundesstaat Mato Grosso in Brasilien
- Die Brasilien-AG, in der Metzinger Jugendliche zwei Jahre lang Portugiesisch lernen und sich inhaltlich mit Fragen der Landeskunde, Politik und Geschichte Brasiliens, aber auch mit Weltwirtschaft und Globalisierung auseinandersetzen
- Die Projektpartnerschaft mit dem Gonzalinho-Kinderprojekt in Cáceres, das sich ausschließlich durch die Spenden aus Metzingen und dem Engagement der Brasilien-AG-Schüler finanziert und
- Die zwei Auslandsdienststellen über das Bundesministeriumsprogramm, die in dem Kinderprojekt eingerichtet werden konnten und die in der Regel mit ehemaligen Schülern der Brasilien-AG besetzt werden. Träger dieser zwei Stellen ist die Kirchengemeinde St. Bonifatius.
Bitte kontaktieren Sie uns direkt per E-Mail: polnik@dbg-metzingen.de
Wir freuen uns jederzeit über Anfragen.
Link zur Internetseite der Projektkooperation
Neuester Rundbrief
Filme:
Projeto Gonzalinho Children
Ein Lob der gemeinschaftlichen Arbeit
Tomaten für Kinder statt Soja für Rinder
Agua – Der Film über unsere Brasilienpartnerschaft in Coronazeiten 2021
Film der Brasilien-AG über die Brasilienreise 2010
Reiseberichte:
DBG in Brasilien 2017
Zeitungsbericht 3 Brasilienreise 2014
Zeitungsbericht 2 Brasilienreise 2014
Zeitungsbericht 1 Brasilienreise 2014
Abschlussbericht Brasilienreise 2014
Mutirão heißt auf Deutsch Gemeinsam schaffen wir es
Kontrastprogramm São Paulo
Aufenthalt in Cáceres
Das Pantanal
Centro de Direitos Humanos
Wir erleben die Realität von Brasiliens Kleinbauern hautnah
Erste Eindrücke aus Cáceres
Besuch aus Brasilien:
Fotobericht zum Besuch aus Brasilien 2019
Fotogalerie Besuch aus Brasilien 2016
Besuch aus Brasilien 2016
Brasilianer in Metzingen 2011
Oi, tudo bem – Brasilianer in Metzingen 2009
Sonderrundbriefe:
Brasilienprojekt in Zeiten von Corona (2)
Brasilienprojekt in Zeiten von Corona (1)
Pressemitteilung des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums in Kooperation mit der Bonifatius-Gemeinde Metzingen
August 2020
Wir freuen uns mitteilen zu können, dass uns für unsere Partnerschaft mit Brasilien ein Förderantrag in Höhe von 10.000 Euro bewilligt wurde. Diese Mittel dienen dazu, in Absprache und Zusammenarbeit mit unseren brasilianischen Partnern Maßnahmen zu ergreifen, um die Corona-Pandemie-Folgen auf ihr Leben abzufedern. Wir haben uns um diese Förderung bei der „Stiftung Entwicklungszusammenarbeit“ (SEZ) beworben, die das Projekt „bwirkt“ mithilfe von Mitteln des Landes Baden-Württemberg organisiert. In unserer Bewerbung haben wir drei miteinander verwobene Vorhaben beschrieben. Sie beziehen sich auf drei Bereiche unserer Partnerschaft: Erstens das Gonzalinho-Kinderprojekt, zweitens die Agrarreform-Siedlung der Kleinbauernbewegung MST, auf der wir bei jeder Brasilienreise einige Tage verbringen, und drittens das Indigenendorf Acorizal, in dem die Chiquitanos leben, die auch an unserem Jugendaustausch teilnehmen. Für sie stellt das Coronavirus die größte Gefahr dar, weil die Indigenen (die „Ureinwohner“) weniger Abwehrkräfte gegen das Virus haben. Deshalb versuchen sie, sich weitgehend unabhängig von „außen“ zu versorgen und für das ganze Dorf Quarantäne aufrecht zu halten. Mit unseren Fördermitteln können sie ihre Gesundheitsstation ausstatten, traditionelles Saatgut kaufen und die Schläuche ihres Bewässerungssystems erneuern, die das Wasser von der Quelle in den Bergen auf ihre Felder und ins Dorf leiten.
Die Kinder des Gonzalinhoprojekts sind durch den Lockdown nicht nur von der Schulschließung betroffen, sondern auch von der Arbeitslosigkeit ihrer Eltern. Bei uns werden viele soziale Härten durch die Kurzarbeitsprogramme abgefedert. Das gibt es in Brasilien nicht. Das Team der Gonzalinho-Betreuerinnen stellt Warenkörbe zusammen, die sich die Familien (zeitlich gestaffelt) im Projekt abholen. Diese Begegnungen sind für die Betreuerinnen auch eine Gelegenheit ein Auge auf die Kinder zu haben um rechtzeitig zu merken, wenn es jemandem nicht gut geht oder die familiäre Situation eskaliert. Die Lebensmittel, mit denen sie die Warenkörbe befüllen, kommen zum großen Teil aus der landwirtschaftlichen Produktion der MST. Das ist ein „win-win-Geschäft“, denn den Kleinbauern sind die wichtigsten Absatzmärkte durch den Lockdown weggebrochen: Sie liefern traditionell das Mensa-Essen für alle umliegenden Schulen und verkaufen ihre Waren auf den Dorfmärkten. Mit den Fördermitteln von „bwirkt“ können wir den Kauf dieser Produkte für das Gonzalinho-Projekt bezuschussen, das Benzingeld für den Transport bezahlen und ermöglichen, dass die Familien Masken (bzw. die Materialien um sie selber zu nähen) kaufen. Was uns schon bei den letzten Corona-Nothilfe-Aktionen bewusst geworden ist, die wir seit April mit unseren Partnern organisiert haben: Die materielle Unterstützung ist nur der eine von zwei wichtigen Aspekten. Das andere ist, was die Solidarität, die sich in den Aktionen zeigt, bei den Menschen bewirkt. Viele unserer Partner haben uns geschrieben, dass es – angesichts eines Präsidenten, der alle Corona-Schutzmaßnahmen blockiert – viel Kraft gibt zu spüren, dass jemand ihre Notlagen wahrnimmt, ernst nimmt, und sie fragt, was sie brauchen um der Pandemie zu begegnen.


Mit finanzieller Unterstützung des Staatsministeriums Baden-Württemberg über die Stiftung Entwicklungs-Zusammenarbeit Baden-Württemberg (SEZ)

