Jenseits der Komfortzone – Autorenlesung am DBG
Schenkt man Ludwig Wittgenstein Glauben, so bedeuten die Grenzen unserer Sprache die Grenzen unserer Welt. Diesen Gedanken weiterverfolgend, bewirkt die Konfrontation mit einer anderen Sprache das unerwartete Übertreten ebenjener Grenze und gleichsam die Eröffnung einer neuen Welt. Wer am heutigen 6. Februar 2024 in der Neuen Aula saß, wurde Teil dieser Erfahrung. Der preisgekrönte, in Paris und Nußloch lebende Kinderpsychologe und Autor Dr. Stephan Valentin las Auszüge aus seinem von der Presse gefeierten Debütroman „Der Ameisenfeind“; „ein atemloser innerer Monolog“ (Baseler Zeitung), „Ein Buch, das fesselt“ (Süddeutsche Zeitung). Schülerinnen und Schüler aus vier Mittelstufenklasse lauschten gebannt seiner außergewöhnlichen Lesung, aufgewühlt durch die direkte, bisweilen brutale Sprache des noch nicht 10jährige Protagonisten Jonas. Valentin bettete seine Romanauszüge ein in Anekdoten, Geschichten, Fragen und Einschätzungen und nahm die Zuhörenden wie nebenbei mit in die Pariser Theater und Vorstädte, in die Armenkrankenhäuser von Mumbai und Abidjan und ins legendäre Los Angeles. Humorvoll, einfühlsam, ehrlich, wortgewandt, präsent und dabei nie moralisierend oder belehrend, traf Valentin den richtigen Ton, war ganz nah dran an dem, was Jugendliche umtreibt und vermochte glaubwürdig aufzuzeigen, dass es vieles außerhalb unserer (Kleinstadt-)Grenzen gibt, über das es sich nachzudenken lohnt. Eine im wahrsten Sinne eindrückliche Lesung, die für die heute im Publikum vertretenen Klassen sicherlich einige Gesprächsanlässe bereithielt.
An dieser Stelle: Herzlichen Dank, Herr Valentin, dass Sie sich zu uns auf den Weg gemacht haben. Es lebe die Kultur!