„Vom überzeugten Kommunisten zum Staatsfeind“
So lautete der Titel des Vortrags von Mike Michelus am 6. Februar in der Neuen Aula. Der Zeitzeuge berichtete den Schülerinnen und Schülern der Kursstufe 2, wie er als Kind in der DDR zunächst von den Idealen des Sozialismus und Kommunismus überzeugt war. Dann aber zweifelte er immer mehr und lehnte schließlich das DDR-System vollständig ab. Eine wichtige Rolle spielte dabei der Klassenlehrer. War dieser zunächst Vorbild, der für Gerechtigkeit und andere Ideale einzutreten schien, entpuppte sich der Lehrer später als Sprachrohr des Regimes, dem das eigene Denken nicht erlaubt war und der das akzeptierte. Auch andere schulische Erlebnisse brachten den Schüler Michelus, der eigentlich als FDJ-Agitator für den Sozialismus eintreten sollte, immer mehr in Konflikt mit dem Parteiregime der SED. So durfte ein aufwändig erarbeitetes Drama, das aus Zitaten kommunistischer Autoren bestand, trotzdem nicht aufgeführt werden. Offenbar wirkte es zu kritisch. Weil er in diesem System nicht mehr mitmachen wollte, verließ der gute Schüler Michelus 1985 kurz vor dem Abitur die Schule, obwohl das Abitur in der DDR, wo es nur ca. zehn Prozent der Schüler machen durften, ein besonderes Privileg war. Als Punker zeigte er nun auch äußerlich, dass er gegen die spießige, linientreue DDR war. Schließlich wurde er bei einer Aktion auf dem Alexanderplatz verhaftet, im Stasi-Gefängnis Hohenschönhausen inhaftiert, intensiv unter Schlafentzug verhört und zu mehr als einem Jahr Haft verurteilt. Dabei hatte er auf dem „Alex“ nur den Zeitungskopf der Parteizeitung „Neues Deutschland“ stumm hochgehalten. So verstand man als Zuhörer gut, was es bedeutete, in einem Unrechtsstaat zu leben. Nach elf Monaten und drei Tagen Haft wurde der „Staatsfeind“ der DDR von der Bundesrepublik freigekauft. Seitdem lebt er im Südwesten.
Der erfrischende Vortrag beeindruckte durch die Offenheit, mit der der Zeitzeuge von seiner Jugend in der DDR und den Verhältnissen dort erzählte. Es gab zu denken, wie die Stasi mit Regimegegnern umging. Michelus gab schließlich den Zuhörern mit auf den Weg, dass die Freiheiten in einer Demokratie mehr geschätzt werden sollten.

