Studienfahrt nach Weimar

Die Deutschkurse von Herrn Bohnstedt (K2) und Herrn Schulz (K1), die durch die Beschäftigung mit Goethes Faust I bereits gut vorgebildet waren, entdeckten vom 15. bis 17. Mai die berühmten Orte der Weimarer Klassik. Nach einer fast reibungslosen Zugfahrt bot ein Spaziergang durch den idyllischen Park an der Ilm zu Goethes Gartenhaus einen ersten Eindruck vom Leben unserer Klassiker. Leider konnte am Abend die mit Spannung erwartete Faust-Inszenierung wegen Erkrankung eines Schauspielers nicht stattfinden. Das Weimarer Nationaltheater hatte aber mit Shakespeares Sommernachtstraum einen angemessenen Ersatz organisiert. Die moderne und sinnenfrohe Inszenierung sorgte anschließend für einigen Gesprächsstoff.
Die Schüler der Kursstufe 1 besuchten am nächsten Morgen das ehemalige KZ Buchenwald und damit einen der schlimmsten Tiefpunkte der deutschen Geschichte. Dieser Ort systematischer Gewalt der NS-Diktatur ist nur 10 Kilometer vom Zentrum Weimars entfernt, wo Goethe und Schiller die Humanität als Leitidee der Weimarer Klassik vertraten. Der Referent erläuterte das Gewaltsystem des Konzentrationslagers Buchenwald, in dem auch Dietrich Bonhoeffer inhaftiert war, umfassend. So werden wir zum Beispiel seine Schilderung der "Begrüßung" der neuen Gefangenen auf dem "Karachoweg" durch die SS wohl kaum vergessen.
Herr Bohnstedts Kurs erkundete währenddessen das neue Bauhaus-Museum von Weimar, das dieser international stilbildenden Architekturschule der 1920er und -30er Jahre gewidmet ist. Dieser andere, moderne Aspekt der Weimarer Kultur – mit bahnbrechenden Designideen bis heute wirksam – lohnte den Besuch. Allerdings ist das neue Museum seit seiner Eröffnung auch umstritten. Die sehr dunklen Ausstellungsräume warfen bei den Schülern Fragen auf.
Der Nachmittag war den Klassikern gewidmet. In Friedrich Schillers Wohnhaus erfuhren die Schüler, wie dieser Medienstar seiner Zeit dort arbeitete und welch große Bedeutung seine Freundschaft mit Johann Wolfgang von Goethe hatte, der als Geheimrat am kleinen Weimarer Hof eine viel bessere soziale Stellung hatte als Schiller. Davon konnte man sich dann in Goethes deutlich größerem Wohnhaus überzeugen, das heute leider nur noch mit Hilfe von Audioguides besichtigt werden kann. Goethe gestaltete sein Haus als eindrucksvolles Gesamtkunstwerk. Ergänzt wurde diese Besichtigung durch mitreißende Führungen in der benachbarten Ausstellung „Lebensfluten – Tatensturm“, welche die Ideen und die Entwicklung der Weimarer Klassik und insbesondere Goethes darstellt. Die engagierten Referentinnen vermittelten das Moderne an den Ideen und Themen mit Begeisterung. Der ganzheitliche Zugang des Allroundgenies Goethe zu den Fragen seiner Zeit beeindruckte alle und auch das eindrucksvolle Wechselspiel seiner literarischen Leistungen und seiner politischen Tätigkeiten am Hof.
Am Abreisetag rundeten eine Besichtigung der Anna-Amalia-Bibliothek (K 2) und eine Führung durch das Wittumspalais der Herzogin Anna Amalia (K 1) das Programm ab. Die Herzogin hatte in der Zeit ihrer Regentschaft die Berühmtheit Weimars begründet. Dies gelang ihr, indem sie das kleine Fürstentum Sachsen-Weimar durch ein aufklärerisches Bildungsprogramm weiterentwickelte. Nicht nur die oben erwähnten Klassiker kamen nach Weimar, sondern noch viele andere Geistesgrößen der Zeit profitierten vom liberalen Weimarer Klima und machten das Land berühmt. Der aufklärerische Ansatz Anna Amalias zeigte sich bereits an der Tafelrunde in ihrem Palais, der ein gleichrangiges Gespräch aller mit allen erlaubte. Gerne stellte man sich bei dieser einnehmend lebendigen Führung die Herzogin vor, wie sie dort im Festsaal als Schauspielerin auftrat.
Trotz des schlechten Wetters während der Studienfahrt fuhren die Teilnehmer schließlich mit guter Laune und vielen neuen Eindrücken nach Hause und bewältigten dabei sogar noch einen Schienenersatzverkehr ohne Zeitverlust.
(Schulz/Bohnstedt)

